Auspendeln in Sopot

„Sopot müsst ihr unbedingt besuchen, die Stadt hat ein ganz besonderes Flair,“ wurde uns gleich zu Beginn unserer Reise von einem anderen segelnden Paar in Darlowo ans Herz gelegt. Also gut, dann los. Nach dem gestrigen sehr anstrengenden Sightseeing-Marsch durch Danzigs Altstadt stand unseren Füßen der Sinn heute nach Radfahren. Diese Fortbewegungsmöglichkeit ist in Polen sehr beliebt und wird vor allem sehr rasant betrieben. Wie auf Hel so auch hier auf schmalen Radwegen mit Gegenverkehr. Das Navi leitet uns geschickt aus der quirligen Stadt heraus, vorbei am Danziger Bahnhof Richtung Werft und dann nach Westen Richtung Sopot. Der Radweg führt an einer belebten Schnellstraße entlang durch ein gut besiedeltes Gewerbegebiet mit zahlreichen Luxusmarken. Und dann erwischte uns mit einem hypermodernen Wolkenkratzerkomplex made in USA noch das komplette Kontrastprogramm zur historischen Danziger Altstadt.

Sopot ist ein mondänes, gegenüber Danzig recht beschaulich anmutendes Ostseebad mit sehr schönen alten Villen, Parks, Flaniermeilen und einer Holz-Seebrücke samt Leuchtturm.

Die Sopoter Seebrücke ist übrigens mit ihren 511,5 Metern die längste Holz-Seebrücke in Europa. Sie wurde einstmals als Vergnügungspier und Liegeplatz für Kreuzfahrtschiffe gebaut und 1827 eröffnet.

Der Sopoter Leuchtturm ist einer der schönsten an der polnischen Küste. Der 30 m hohe Turm wurde zu Beginn des 20 Jahrhunderts ursprünglich als Heizungskamin gebaut und dann kurzzeitig als Leuchtturm genutzt. Sein Licht wurde aber aufgrund seiner zu geringen Reichweite als nicht ausreichend angesehen, sodass der Turm heute als Aussichtsturm seinen Dienst tut.

Ein modernes Gebäude an der Strandpromenade weckte unser Interesse. Zwischen Luxusläden fiel uns ein Plakat von einer Ausstellung auf. Zeitgenössische Malerei von polnischen Künstlern. Der innere Kompass des Skippers schlug wie befürchtet aus und schwups waren wir mitten von zum Teil auf Leinwand gebannten düsteren Farben und Motiven umgeben. Die tiefe schwarze Seele im Unterbewussten grüßte uns von den Wänden (O-Ton Walter). Und das im beschaulichen Sopot! Walter war begeistert. Mir gefielen da eher die farbigen Schattierungen und und Figuren einer Künstlerin, die sich in Richtung Nirwana auflösen könnten. Aber schaut selbst.

Ein Blick in die Wetterapp zeigt, dass wir in den nächsten Tagen ein ausreichend großes Zeitfenster mit gutem Segelwetter für unsere lange Strecke nach Klaipeda, um die russische Exklave Kaliningrad herum, erwarten können. Deshalb segeln wir morgen nach Hel zurück, um von dort voraussichtlich am Freitag Richtung Litauen zu starten.