Ein irrer Duft …

Nein, leider meistens nicht von frischem Heu, obwohl wir auch das unterwegs manchmal in der Nase hatten – meist umweht einen ein mehr oder weniger dicker „Hauch“ von Gülle, sobald man die Stadt verlassen hat. Und dabei ist es völlig egal, ob man mit dem Fahrrad oder dem Segelboot unterwegs ist. 

Heute also das Fahrrad. Nach den Pflichten wie Einkaufen und Wäschewaschen kam die Kür: zuerst zum Unesco Weltkulturerbe Dampfpumpwerk Woudagemaal und danach nach Soten, der kleinsten Stadt der Niederlande. 

Das Wouda-Pumpwerk ist eines der schönsten und innovativsten Baudenkmäler Hollands und das größte immer noch funktionstüchtige, dampfbetriebene Schöpfwerk der Welt. Es wurde 1920 erbaut mit dem Ziel, das überschüssige Wasser aus Friesland herauszupumpen. Bis zu dieser Zeit standen große Teile der Provinz im Winter unter Wasser. Das Pumpwerk kann über 4.000 m³ Wasser pro Minute, also etwa 6 Millionen m³ Wasser pro Tag (!) pumpen. 

Bis 1967 wurden die Kessel mit Kohle beheizt, danach mit Schweröl. Seit zwei Jahren werden die Kessel mit recyceltem Frittenöl von Mc. Donalds gefüttert – der Umwelt zuliebe 🙂 

Um den weithin sichtbaren, 60 m hohen Schornstein rankt sich eine schöne Tradition: Jedes Jahr vor Weihnachten legen die Kinder aus der Umgebung ihre Schuhe am Fuße des Schornsteins ab und Santa Claas füllt diese dann mit kleinen Überraschungen 🙂

Das Dampfschöpfwerk kommt bei Hochwasser auch heute noch zum Einsatz. Außerdem wird es zweimal pro Jahr für jeweils drei Tage unter Dampf gesetzt, um Maschinisten und Heizer auszubilden. 2023 allerdings, als es extreme Niederschläge auch in Friesland gab, lief das Pumpwerk an 40 aufeinander folgenden Tagen ununterbrochen, um die schlimmsten Überschwemmungen zu verhindern.

Sloten oder Sleat, wie es in Friesland genannt wird, ist mit 700 Einwohnern die kleinste Stadt in den Niederlanden (mit Stadtrechten). Die von Stadtwällen umgebene Ministadt wird dank ihrer Form im Volksmund auch Sipelstêd (Friesisch für Zwiebelstadt) genannt. Bei einem Spaziergang durch das Städtchen denkt man immer wieder an eine Filmkulisse, so zauberhaft präsentieren sich die denkmalgeschützten Patrizierhäuser entlang der Gracht. Wir gönnen uns Softeis mit Karamellsoße bzw. mit Bananensirup (?) und bummeln durch den Ort. Ein paar kleine Läden haben geöffnet und auf einmal sind auch meine letzten 50 Euro alle 😉 Der Restaurantbesuch zum Abendessen wurde also kurzerhand gecancelt und auf der Salida gekocht: Vegetarische Burger mit Spiegelei und Bratkartoffeln, dazu Gewürzgurke.