Stürmischer Empfang in Holland

Holland zu erreichen war gestern der simple Plan und eigentlich kein großes Ding – einfach nur von Borkum ins Fahrwasser rein, das Emsdelta runter und rechts rum nach Delfzijl. Abfahrtzeit für uns nach Tidenkalender war ca. 2 Stunden nach Niedrigwasser, damit wir den 1,50-m-Kiel durch den Schlamm in der Ausfahrt kriegen. Also entspannt gegen Mittag los. Fahrtzeit mit der Strömung 3 bis 4 Stunden. Die Wetterfrösche hatten zwar für den Nachmittag starken Regen vorausgesagt, aber gut, Regen können wir.

Am letzten Abend im Hafen auf Borkum hatte Walter dem gegenüberliegenden Segelnachbar bei einer Kletteraktion hoch in die Mastspitze geholfen, da war etwas an der Rollfock zu richten. Danach kamen die Männer ins Gespräch und ja, auch sie wollten am Freitag nach Delfzijl segeln. Aber sie wollten schon früh los, um nicht in den Regen zu kommen und bei Shitwetter anlegen zu müssen, was ihre Kieltiefe auch zuließ.

Wir starteten pünktlich bei trockenem Wetter und gutem Segelwind, zogen aber trotzdem vorsichtshalber die volle Montur an. Mit der einlaufenden Emsströmung kamen wir flott nur unter Genua mit 7 Knoten voran und waren bald tief im Delta drin. Vor uns wurde es immer diesiger, der Wind frischte auf und es begann zu regnen. Vor der Zufahrt nach Delfziejl, die sich gefühlt endlos durch Industrie- und Energieanlagen zieht, ging es unter Motor weiter. Und wie aus dem Nichts (keine Warnungen in den Wettermodellen) nahmen Wind und Regen mit jeder Minute zu und kamen irgendwann direkt wagerecht von der Seite. Wir hofften inständig, dass sich das Wetter wieder beruhigt, bis wir im Hafen ankommen, denn unter solchen Umständen können wir nicht anlegen. (Ich dachte an das Nachbarboot auf Borkum, die jetzt bereits sicher im Hafen lagen, während sich in mir Panik breit machte.) Walter meinte, dann fahren wir eben so lange hin und her, bis der Wind nachgelassen hat (seem. abwettern). Es waren so ziemlich die schlimmsten 30 Minuten bis zum Hafen, aber tatsächlich schwächte sich der Wind im Schutze der Anlagen ein bisschen ab, sodass wir wenigstens erstmal an der Bunkerstation provisorisch festmachen konnten. Wir waren mitten durch ein teuflisches Unwetter gefahren, das zum Glück erst einmal Pause machte. Wir fanden eine freie Box und mit tatkräftiger Hilfe von 3 starken Männern, unser Bootsnachbar von Borkum natürlich auch gleich zur Stelle, und der netten Hafenmeisterin haben wir die Salida fest vertäut. Keinen Moment zu früh, Wind und Regen begannen schon bald wieder zu toben und hörten auch nicht auf. Unsere Segelsachen waren auch heute früh noch nicht trocken und von den Fenstern innen tropfte die Feuchtigkeit.

Heute machte der Regen dann doch mal etwas größere Pausen, sodass wir mit Schirm bewaffnet einen kleinen Spaziergang durch die Stadt wagen konnten.

UND … Es sickerte die Nachricht durch, dass die Stehende Mastroute bis Ende Juli befahrbar ist. „HOERA, het werkt!“ 🙂