Es war goldrichtig, gestern von Christiansö gleich nach Hammerhavn im Nordwesten von Bornholm zu segeln. Der Wind kam günstig aus Nordost und hatte noch eine verträgliche Windstärke. Kurz hatten wir überlegt, zunächst nach Gudhjem auf der Nordostseite zu fahren, haben diese Idee aber nach dem Wetterbericht verworfen, weil der Wind zunehmend stürmischer wird und wir dort keinen Schutz hätten. Außerdem hat Walter letztes Jahr schon erleben müssen, dass der Hafen bereits bei auflandigem Wind von 4 bis 5 geschlossen wird. Und wir reden gerade von 7 bis 8.
Hier in Hammerhavn haben wir in der Nacht nicht viel vom Wind gemerkt, aber heute legt er ordentlich zu und erreicht Sturmstärke. Walter hat absolut nichts dagegen einzuwenden, hier noch einen oder zwei Tage länger zu bleiben – es ist sein Lieblingshafen auf Bornholm. Der Hafen liegt unterhalb der Burgruine Hammershus und ist eingebettet in eine Bucht zwischen hohen Felsen. Die Wanderung zur Burg am ersten Abend war also obligatorisch. Wir entdeckten am Weg zahlreiche Brombeerbüsche mit reifen Beeren, die es vor unserer Weiterfahrt noch abzuernten und zu Marmelade zu verarbeiten gilt.
Der Skipper kennt die Gegend wie seine Westentasche und hat mir heute schon einige seiner Lieblingsecken präsentiert. Immer an der Küste entlang bis zur Nordspitze, durch das kleine Örtchen Sandvik und über hohe, steil abfallenden Felsen, über die der Wind mit besonderer Gewalt hinweg gefegt ist und wir uns festhalten mussten. Ich bin, was Bornholm angeht, ja immer ein bisschen zickig, weil mir die Insel mitunter wie eine Konkurrentin in meiner Beziehung mit Walter vorkommt. Aber ich muss ehrlich zugeben, sie hat was besonderes, irgendwie urwüchsig, farbig und wild und ich kann verstehen, dass es ihn immer wieder hier her zieht.
Obwohl der Wind so stürmisch weht, ist es noch recht warm und zum Teil auch noch sonnig. Das soll sich aber morgen ändern, wenn das Regengebiet, das gerade zu Hause unseren Garten wässert, Bornholm erreicht. Das wird aber nichts daran ändern, dass mein „Reiseführer“ mich weiter durch die felsige Botanik treiben wird.
PS: Gerade ist ein Segler in den Hafen reingekommen mit zerrissenem Großsegel. So viel zum Wind.
































