Nach 40 schaukelnd gesegelten Seemeilen kamen wir gestern ziemlich genervt in Kristiansand an. Der Wind blies zuerst ganz gut, drehte dann aber immer mehr achterlich und ließ die Salida wie besoffen hin und her schwanken. Walter war sehr angespannt, da ständig Halsegefahr bestand.
Kristiansand ist eine sehr übersichtliche Kleinstadt – Straßen und Häuser sind in „Kvadraturen“ angelegt und gut zu Fuß zu erkunden. In einer quirligen City mit Fußgängerzone, Einkaufsmeilen und jede Menge Bars und Restaurants dreht sich alles um die große Kathedrale im Zentrum. Die Altstadt mit ihren gut restaurierten weißen Holzhäusern ist nur noch punktuell vorhanden. Zu viele Betonbauten füllen unterdessen die Lücken und zerstören aus unserer Sicht das historische Flair.
Beeindruckt hat mich die große Konzerthalle auf der Schäre Odderoya. Dort ist auch ein recht ansehnlicher Fischmarkt mit vielen Restaurants zu finden.
Gestern und auch heute sind AIDA & Co. ein- und wieder ausgelaufen und haben ihre Touristenströme in die Stadt entlassen. Da die Schiffe abends wieder auslaufen haben sich auch hier die Öffnungszeiten der Museen angepasst und schließen um 16 Uhr. Zu früh für uns.
Gestern hatte ich ein Plakat entdeckt, das zu einem klassischen Konzert heute Abend in der Kathedrale einlud. Sechs Berliner Meister-Solisten spielen Werke von Bach, Vivaldi, Grieg u.a. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Zum Zweck des Ticketerwerbs habe ich mir extra ein Konto bei TicketMaster angelegt und wollte frohen Mutes zwei Karten kaufen. Doch leider waren deutsche Kunden im norwegischen Buchungssystem nicht vorgesehen. Also haben wir heute versucht, in der Touristeninformation Tickets zu erstehen. Wieder Fehlanzeige, die Damen konnten uns nicht helfen und verwiesen an die Abendkasse in der Kathedrale. Wir stellten uns brav in die Schlange und hofften auf unser Glück. Es waren tatsächlich noch Tickets zu haben, bezahlbar mit Kreditkarte. Doch das norwegische Bezahlsystem akzeptierte keine deutschen (ausländischen?) Kreditkarten. Nach dem dritten vergeblichen Versuch ließ uns die gestresste Dame vom Einlass ohne Ticket passieren. Wir kamen so in den Genuss von knapp zwei Stunden mit viel Herzblut virtuos gespielter klassischer Musik. Es stellte sich heraus, dass die fünf Musikerinnen und ihr männlicher Kollege geflüchtete Künstler aus der Ukraine sind, die in Berlin eine neue Wirkungsstätte gefunden hatten. Sie haben uns einen sehr schönen Abend in Kristiansand beschert und wurden mit Standing Ovations belohnt.














