Wie lange haben wir darauf gewartet: endlich die Stadt Gdansk erleben. Mit dem Auto war es uns vor zwei Jahren zu weit, aber mit dem Segelboot von Hel aus ein Rutsch. Zwar mit wenig Wind, aber den Rest hat der Motor brav erledigt.
Schon von Weitem sieht man die Silhouette der berühmten Danziger Werft am Horizont. Sie wirkt auf uns irgendwie ehrfürchtig, da die Streiks der Werftarbeiter zur Gründung der Gewerkschaft „Solidarnosc“ führte – die Einleitung der politischen Wende in Polen. Aber dann – qualmende Schornsteine. Die Schwerindustrie spuckt ihren „Charme“ aus. Dafür gab es ein Empfangskomitee vom feinsten. Große Schiffe auf Reede, an denen wir vorbei „flanierten“ und ein schwimmendes Hochhaus, welches aus der Werft geschleppt wurde mit Ziel Kopenhagen. Doch besser mit so einem Traumschiff reisen? Nee, die 20 qm Freiheit auf unserer Salida sind uns lieber…


Dann die Hafeneinfahrt in der Weichselmündung. Wir sind etwas aufgeregt, da wir ziemlich weit in den Fluss hineinfahren müssen (3,4 sm), um die Gastliegerstege im Herzen der City zu erreichen. Doch zunächst ist Sightseeing angesagt. Walter fiebert der Westerplatte entgegen und ist ein bisschen traurig, dass er unsere Flagge nicht dippen kann. Das große Denkmal steht für die Männer, die bei den Schüssen des deutschen Schulschiffes „Schleswig-Holstein“ zu Beginn des 2. Weltkrieges auf der Westerplatte ums Leben kamen. Es ist üblich, dass alle vorbeifahrenden Schiffe beim Passieren ihre Nationalflaggen dippen.



Die imposanten Werft- und Hafenanlagen, die wir wir dann langsam durchfahren, muten mitunter wie ein riesiges Industriemuseum an. Wir fahren an riesigen Kränen und Docks vorbei, auf denen Schiffsaufbauten montiert werden. Auf Halden warten Berge an Kohle, Holz, Kies oder Schrott auf ihre Verladung auf einen der großen Kähne.
Als I-Tüpfelchen entdecke ich direkt am Ufer eine Industrieanlage der Grupa Azoty, einem Hersteller von Kunststoffgranulaten, welcher auch in Guben eine Anlage betreibt. Erinnerungen an 9 Jahre Cluster Kunststoffe und Chemie in Brandenburg werden wach… Gruß an die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen an dieser Stelle!








Die Industrieanlagen werden abgelöst von Wohnungsneubauten. Die Millionenstadt wächst wohl weiter. Endlich zeigen sich die ersten Bürgerhäuser der Altstadt. Zuvor ist eine Brücke zu passieren, die alle Stunde geöffnet wird. Und dann gehen uns fast die Augen über, denn wir fahren auf dem Fluss Motlawa mitten durch die historische Altstadt von Danzig. Steuerbord kommt das Krantor in das Blickfeld – das Wahrzeichen von Danzig. Die prachtvolle Uferpromenade ist gefüllt mit Menschen. Ich knipse mir fast die Finger wund.








Schneller als gedacht sind wir dann plötzlich an den Anlegestellen und wir haben Glück. Die nette Hafenmeisterin zeigt uns gleich einen freien Platz, sodass wir nicht suchen müssen. Neben Hilton und Co versteht sich ;-).

Wir freuen uns nun auf zwei spannende Stadt-Tage mit vielen neuen Eindrücken über Land und Leute.